Das Bauhaus war eine der bedeutendsten Kunsthochschulen des 20. Jahrhunderts. Trotz seines kurzen Bestehens revolutionierte das Bauhaus das gestalterische Schaffen und Denken und prägt so unsere Gesellschaft bis heute.

Das staatliche Bauhaus oder kurz Bauhaus wurde 1919 in Weimar als staatliche Hochschule für Gestaltung von dem deutschen Architekten Walter Gropius gegründet. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs wollte Gropius zusammen mit anderen Künstlern im Bauhaus die Welt neu erdenken. Das Bauhaus sollte zu einer internationalen Ideenschule werden, in der alle Kunstzweige unter einem Dach vereint sind und gemeinsam ein Gesamtkunstwerk schaffen. Der Gedanke die einzelnen Disziplinen der Kunst zusammenzubringen, spiegelt sich auch im Namen der Schule wider. Das Wort Bauhaus ist inspiriert von den mittelalterlichen Bauhütten in denen Künstler und Handwerker beim Bau der europäischen Kathedralen zusammenarbeiteten.

Am Bauhaus lehrten berühmte Künstlern wie Paul Klee, Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky. Mit innovativen pädagogischen Methoden gaben sie ihr Wissen an die Studenten weiter. Der Unterricht am Bauhaus kombinierte geschickt Theorie, Praxis und Forschung miteinander. Das war damals einmalig und unterschied das Bauhaus von allen anderen Kunsthochschulen seiner Zeit.

Wegen seiner neuen künstlerischen Ideen zog das Bauhaus Studenten von überall auf der Welt an. Alle Studenten begannen ihr Studium mit einem Vorkurs, in dem sie mit den unterschiedlichsten Formen, Farben und Materialien experimentierten. Auf diese Weise sollten sich die Studenten mit den Materialien vertraut machen, mit denen sie später arbeiten würden. Nach dem Vorkurs wurden den Studenten in den Werkstätten des Bauhauses die unterschiedlichen Kunst- und Handwerksdisziplinen beigebracht. Am Schluss lernten die Studenten die Königsdisziplin des Bauhauses; die Architektur, bei der alles Gelernte zusammengeführt wurde. Denn durch die Architektur sollte die Welt neu gestaltetet werden.

Das Bauhaus wurde schnell zum Treffpunkt der internationalen Avant-Garde, sehr zum Missfallen der Konservativen in Weimar. Als sie 1925 die thüringischen Landtagswahlen gewannen, strichen sie dem Bauhaus die Hälfte der staatlichen Subventionen. Das Bauhaus zog deshalb nach Dessau um. In Dessau setzte sich das Bauhaus neue Schwerpunkte. Der Fokus lag nun mehr auf der künstlerischen Gestaltung von Gebrauchsgegenständen, die perfekt auf den Menschen angepasst sind. So sollte die Kunst in den Alltag der Menschen einziehen. Nach dem Motto: «Form folgt der Funktion» gestalteten die Bauhaus-Künstler Tische, Stühle, Lampen und weitere Möbel und Alltagsgegenstände. Ein Stuhl sollte beispielsweise in erster Linie bequemes Sitzen ermöglichen. Deshalb entwickelten die Bauhaus-Künstler einen einfachen und eleganten Stil, ohne grosse Verzierungen, für den die modernsten Materialien der Zeit verwendet wurden.

Seine funktionale Gestaltungsphilosophie revolutionierte die Welt des Designs und machte das Bauhaus zur Kunst-Ikone. Noch heute orientieren sich Designer am Bauhaus. Der Club-Sessel B 3 von Marcel Breuer verkörpert das Bauhaus auf perfekte Weise. Der Sessel ist bequem, simpel und elegant gestaltet und gilt heute als Design-Klassiker. Er war zudem eines der ersten Möbelstücke, das aus Stahlrohr gefertigt wurde. Bis dahin wurde Stahlrohr nur in der Industrie verwendet. Durch das Bauhaus ist Stahlrohr in der Möbelherstellung bis heute weit verbreitet.

Der Clubsessel B 3 von Marcel Breuer war der Lieblingsstuhl des Malers Wassily Kandinsky. Deshalb trägt er auch den Namen Wassily-Stuhl. https://www.flickr.com/photos/kaiseidler/3925088681

Auch die Architekten am Bauhaus hielten sich an die funktionalen Gestaltungsleitlinien. Sie entwarfen Gebäude, die dem Menschen optimales Wohnen oder Arbeiten ermöglichen sollten. Für die 20er Jahre waren die Gebäude im Bauhaus-Stil radikal modern. Sie hatten kahle Fassaden, flache Dächer und grosse Fensterfronten. Für uns heute scheint dieses Design nichts Besonders zu sein, aber für die Menschen damals war das etwas ganz Neues, was nie zuvor dagewesen war.

Das Argus-Werk wurde von Walter Gropius entworfen und weist in seiner Architektur Elemente auf, welche typisch für das Bauhaus sind. Heute gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe. Von Carsten Janssen / cc-by-sa-2.0-de, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15638410

1928 wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer zum neuen Direktor des Bauhauses. Unter ihm fokussierte sich das Bauhaus mehr auf den sozialen Aspekt seines Schaffens. Das Bauhaus-Design sollten nun für jeden erschwinglich sein. Unter der Devise: «Volksbedarf statt Luxusbedarf» gestalteten die Bauhaus-Künstler noch einfachere Möbel, die in die Serienproduktion gehen sollten. Gleichzeitig beschäftigten sich die Bauhaus-Architekten mit dem sozialen Wohnungsbau. Sie arbeiteten bereits in den 20ern mit der Plattenbautechnik, die dann in der Nachkriegszeit weite Verbreitung fand.

Unter Hannes Meyer radikalisierte sich das Bauhaus zunehmend. Viele der Studenten, sympathisierten mit dem Kommunismus. Meyer, der selbst Sozialist war, wurde dafür verantwortlich gemacht und 1930 entlassen. Sein Nachfolger wurde Ludwig Mies van der Rohe. 1932 wurde die NSDAP in Dessau stärkste Kraft und setzten die Schliessung des Bauhauses durch. Das internationale und freigeistige Bauhaus passte nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nazis.

Wieder war das Bauhaus gezwungen umzuziehen, dieses Mal nach Berlin, wo es als private Einrichtung tätig war. Als 1933 schliesslich in ganz Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kamen, lösten sie das Bauhaus endgültig auf. Als Schule hörte das Bauhaus zwar auf zu existieren, den Geist des Bauhauses konnten die Nazis jedoch nicht zerstören. Er lebte in den Bauhaus-Künstlern weiter. Viele von ihnen wurden von den Nazis verfolgt und verliessen deshalb Deutschland. Sie verbreiteten ihre Philosophie überall auf der Welt. So wurden beispielsweise in Tel Aviv die meisten Gebäude im Stil des Bauhauses gebaut. Die Stadt gehört deshalb zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch heute noch ist das Design vieler unserer Alltagsgegenstände durch die einfache funktionale Gestaltungsphilosophie des Bauhauses geprägt.